Navid Kermani: "Wenn mir etwas in diesem Jahr Hoffnung macht, dann Syrien"
Im Laufe dieses Jahres 2024 ist vielleicht noch deutlicher geworden als
ohnehin schon, dass der westliche Blick auf die Welt nur noch einer
unter vielen ist. Von Ostafrika aus sieht die Welt ganz anders aus als
von München oder Hamburg, in Brasilien schaut man anders auf den Krieg
in der Ukraine als im Westen, und fast nirgendwo im Globalen Süden
versteht man so recht die deutsche Haltung zum Krieg in Gaza.
Darüber sprechen wir diese Woche in "Das Politikteil", dem politischen
Podcast von ZEIT und ZEIT ONLINE: Wie sieht die Welt auf die Welt, und
was daran übersehen wir möglicherweise hier im Westen, in Deutschland?
Zu Gast bei Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing ist einer der
bekanntesten Publizisten und "public intellectuals" der Bundesrepublik:
der Schriftsteller, Reporter und Essayist Navid Kermani. Der Podcast
wurde live in der Universität Köln aufgezeichnet.
Navid Kermani erzählt, dass vom Flughafen der äthiopischen Hauptstadt
längst mehr Flüge in Richtung China abgehen als nach London, Paris oder
Madrid. Er berichtet, welche Hoffnungen, Emotionen und Sorgen der
Umsturz in Syrien bei den Menschen im Iran ausgelöst hat und kritisiert
heftig die stabilitätsfixierte Iranpolitik der Bundesregierung, die "die
Frauen im Iran im Stich gelassen" habe.
Er erzählt von Diskussionen mit südafrikanischen Freunden über Israel
und Apartheid. Und wir diskutieren, warum die schrecklichen Kriege in
Sudan oder Tigray, einer äthiopischen Provinz, mit Hunderttausenden
Toten auch bei Linken im Westen so viel weniger Aufmerksamkeit finden
als der Krieg in Gaza.
Im Podcast "Das Politikteil" sprechen wir jede Woche über das, was die
Politik beschäftigt, erklären die Hintergründe, diskutieren die
Zusammenhänge. Immer freitags mit zwei Moderatoren, einem Gast – und
einem Geräusch. Im Wechsel sind als Gastgeber Tina Hildebrandt und
Heinrich Wefing oder Ileana Grabitz und Peter Dausend zu hören.
Hosts: Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing
Gast: Navid Kermani
Recherche und Töne: Katja Gerland
Aufnahme: Paula Georgi, Pool Artists
Aufgezeichnet am 16. Dezember 2024, 19 Uhr live in der Aula 2 der
Universität Köln
Von Navid Kermani ist zuletzt erschienen: "In die andere Richtung jetzt.
Eine Reise durch Ostafrika". C. H. Beck Verlag, München, 26 Euro
Das im Gespräch erwähnte Buch des syrischen Schriftstellers Mustafa
Khalifa heißt "Das Schneckenhaus", wurde von Larissa Bender übersetzt
und ist bei Weidle (jetzt Wallstein) erschienen.
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