Stefan Niederwieser und Co-Host Robert Stadlober beleuchten hundert ikonische Songs und ihr Eigenleben: ein Abschiedslied aus Chile wird zur Hymne von Protestbe...
Daft Punk wurden schnell zu den Aushängeschildern des French Touch schlechthin - einem Musikstil, der französische Produktionen um die Jahrtausendwende zurück auf die Plattenteller von DJs brachte. Dabei wurden Bruchstücke aus Eurodisco, kosmischen Sounds und US-amerikanischer House-Musik zu hypnotischen, tanzbaren Loops arrangiert, während Cut-up und Collage zu zeitgeistigen Kulturtechniken intellektuell überhöht wurden. Währenddessen wurde Airbus zur ernsthaften Konkurrenz für den US-Konkurrenten Boeing, französischer Luxus eroberte die Weltmärkte und das multikulturelle Team der Fußball-Nationalmannschaft gewann Weltmeister- sowie Europameisterschaft. "Einmal noch, wir werden feiern, hört nicht auf zu tanzen", lautet der reduzierte Text von Daft Punks Hit "One More Time" im Jahr 2000. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 16.-19. 12. 2024.Die Playlist und Literaturliste zum Podcast: https://oe1.orf.at/100songs/shownotes
--------
18:41
"Strange Fruit" - Billie Holiday (USA, 1939)
Seltsame Früchte hängen in den Pappeln, sang Billie Holiday im Jahr 1939. Die sogenannte Lynchjustiz - das Wort "Justiz" ist hier beschönigend - verbreitete Jahrzehnte nach dem Ende der Sklaverei weiter Terror in der schwarzen Bevölkerung der Südstaaten der USA. Dort setzte die Zeit der 'Reconstruction' eine Trennung aller Lebensbereiche nach Hautfarben durch. Lynchmorde waren dabei die brutalste Manifestation einer zutiefst rassistischen Gesellschaft. Billie Holiday nahm den Song "Strange Fruit" anfangs zögerlich in ihr Live-Programm auf. Das Time Magazine hielt den Song im Erscheinungsjahr 1939 noch für musikalische Propaganda. Jahrzehne später nahm der US-Kongress den Song schließlich in sein Verzeichnis bedeutender Aufnahmen ("National Registry") auf. Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 16.-19. 12. 2024.Die Playlist und Literaturliste zum Podcast: https://oe1.orf.at/100songs/shownotes
--------
19:18
"Do They Know It's Christmas?" - Band Aid (Irland, 1984)
1984 litt Äthiopien unter einer katastrophalen Hungersnot. Ernten waren ausgefallen, dazu waren mehrere Konfliktparteien in einen blutigen Bürgerkrieg verwickelt. Schockiert von den Bildern aus der Region komponierte der irische Songwriter Bob Geldof ein Weihnachtslied, dessen Einnahmen der Hungerhilfe zugutekommen sollten. Die Aufnahme war mit den größten Stars der britischen Musikindustrie gespickt, darunter Phil Collins, David Bowie, Bono, Paul McCartney, George Michael, Sting oder das Pop-Trio Bananarama. Die Single wurde schnell zur zweiterfolgreichsten Single der Achtziger Jahre. Die fünf Millionen Pfund Einspielergebnis wurden von zwei Live-Aid-Konzerten noch weit übertroffen. Ein beträchtlicher Teil der Spenden landete allerdings beim äthiopischen Diktator Mengistu, der das bitterarme Land weiter hochrüstete.Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 16.-19. 12. 2024.Die Playlist und Literaturliste zum Podcast: https://oe1.orf.at/100songs/shownotes
--------
19:50
"Made In China" - Higher Brothers (China, 2017)
2017 war China auf dem besten Weg, die USA als größte Wirtschaftsmacht der Welt abzulösen. In den Vereinigten Staaten gab es noch keine Strafzölle auf chinesische Waren, Huawei war noch nicht verboten und Tiktok wurde rasch zu einer führenden Musik-App. In der Millionenstadt Chengdu in der westlichen Provinz Sichuan hat sich im Laufe der 2010er Jahre eine lebendige Hip Hop-Szene gebildet, die trotz Bedenken der kommunistischen Partei geduldet wurde. Die Higher Brothers arbeiteten mit westlichen Entertainment-Firmen zusammen, wie auch mit Rappern aus Japan, Indonesien und den USA. In einem ihrer größten Hits versuchen sie ihre US-Kollegen in Sachen Konsum noch zu übertrumpfen. Alles ist "Made in China". Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 16.-19. 12. 2024.Die Playlist und Literaturliste zum Podcast: https://oe1.orf.at/100songs/shownotes
--------
18:48
"Work It" - Missy Elliott (USA, 2002)
Missy Elliott schreibt Rap-Geschichte - indem sie mit ihrem Song "Work It" Old-School-Rap neu belebt. Im Jahr 2002 hat die US-Rapperin dafür bedeutende Samples verwendet, im dazugehörigen Video waren Graffiti, Breakdance, Boomboxes und alte Trainingsanzüge zu sehen. Aber auch die Sprache des Songs war absichtlich schillernd und hat mit Shout-Outs und Code-Switching an die Anfänge von Hip Hop erinnert. "Heutzutage muss man eigentlich fast immer mit einer kugelsicheren Weste auf die Straße gehen, weil alle irgendein Problem haben und die Stimmung so angespannt ist", meinte die Rapperin im Jahr 2002. "Mit diesem Album wollte ich den Spaß und die Wärme im Hip Hop zurückbringen."Eine Eigenproduktion des ORF, gesendet in Ö1 von 18.-21.11. 2024. Die Playlist und Literaturliste zum Podcast:https://oe1.orf.at/100songs/shownotes
Stefan Niederwieser und Co-Host Robert Stadlober beleuchten hundert ikonische Songs und ihr Eigenleben: ein Abschiedslied aus Chile wird zur Hymne von Protestbewegungen rund um den Globus; ein Protestlied wird zur Hymne von Sportfans; oder ein Lied übers Tanzen wird zu einer feministischen Hymne, selbst über den eigenen Körper zu bestimmen. Expertinnen und Experten erzählen die Geschichte von Revolutionen, Riots und Reformen, von Unruhen und Umbrüchen, von Kämpfen, Krisen und Konflikten, vom Wandel, Wenden und Zeitenwenden. Weitere Infos: https://oe1.orf.at/100songs